Sonntag, 12. August 2012

Forced to creativity

Nachdem der Stepanek meinen vorletzten Blogeintrag gelesen hat, was anscheinend irgendwann am Freitag Abend stattgefunden hat, bin ich gestern, also samstags (!) um 08:00 (!!) morgens (!!!) mit den Worten geweckt worden: "Los, wir fahren jetzt zum Ikea."
Meine Antwort kommt prompt: "Ohne Kaffee sicher nicht!"
Grummeln und umdrehen. Mal schauen, ob es was hilft.

Zwei Sekunden später knallt offensichtlich eine Kaffeetasse auf mein Nachtkasterl.
Oooookeeee, wenn's denn sein muss.....

Ich torkel ins Bad, bin nur mäßig begeistert über mein Spiegelbild und male mir in Gottes Namen ein Gesicht ins Gesicht. Also schminke mich halt. Finde danach aber, ich schau damit weder ausgeschlafener noch motivierter aus. Die Chancen also jemanden zu treffen, den ich sicher in diesem Zustand nicht treffen möchte (irgendwelche Menschen aus der Arbeit, irgendwelche Freunde von Stepanek, ...) erhöhen sich also um ein Vielfaches.

Egal. Gegen 09:15 (!!!) morgens (!!) an einem Samstag (!) hat er mich also aus dem Haus und in mein Auto bugsiert.

In trauter Müdigkeit starre ich aus dem Fenster.
"Und dann gehen wir einkaufen!" tönt er zu mir herüber.
"Was, wir gehen einkaufen? Wir gehen E-I-N-K-A-U-F-E-N, so Lebensmittel und so???"

Nicken.

"Aber ich war doch braaaav!"

Ich werde des langen und breiten darüber aufgeklärt, dass ich wegen meines Blogeintrags gefälligst ordentlich zu büßen hätte und er bitteschön sehr wohl sich für die Optik unserer (jajaja seiner) Wohnung etwas beiträgt.
Morgens ist mit mir leider leicht zu diskutieren, vor allem wenn man mir vorher koffeinfreien (!!!!!) Kaffee einflößt.

Die Welt erscheint mir nicht mehr wert zu sein, darin zu leben.

Es ist eigentlich gar nicht so schlimm beim Ikea. Denke ich noch, bevor ich dazu gezwungen werde, jetzt sofort einen Stoff für die Vorhänge im Schlafzimmer auszusuchen. Total ohne Vorbereitung, total ohne mir vorher Gedanken gemacht zu haben. Hilfe! Ich weiß doch gar nicht was ich will!

Irgendwie schaffe ich es doch mich für eine braun-beige Farbkombi zu entscheiden, sehe mich schon in meinem tollen neuen Schlafzimmer, ganz Audrey Hepburn mäßig, morgens frisch und erholt aus dem Bett springen, mich in schicke Klamotten zu werfen und... Leider erinnert mich dieser motivierende Gedanke an die geschätzen 300 Kilo Bügelwäsche, die im Arbeitszimmer auf mich warten. Stimmung dahin. Stimmung sinkt noch mehr, als wir mit den ausgewählen Vorhängen durch Smallland wanden oder wie diese kunterbunte-Kinder-Welt bei Ikea heißt und das für mich schon daran zu erkennen ist, dass das Gebrülle der Brut anderer Menschen exponential zunimmt.

Augen zu und durch.

Wie durch ein Wunder schaffen wir es zu Kasse, haben auf dem Weg noch 15 Kilo Kerzen eingepackt (Kerzen gehen beim Ikea immer), den gewünschten Billy als Schuhschrank-Extension gefunden und aufgeladen und schon sind wir vom Ikea draußen.

Ich habe Hunger. Klar, ich hatte ja auch kein Frühstück.

Des lieben Friedens willens mache ich ein Angebot: "Hey, wir könnten Sushi essen gehen". Stepanek liebt Sushi essen gehen, ich geh immer nur mit Arbeitskollegen, weil ich schlechte Erfahrungen mit der Stepanek-Sushi Kombination gemacht habe. Heisst, mittags schaufelt er 2 Stunden hinein, während ich einestundefünfundvierzig danebensitze, weil ich schon satt bin und mich langweile. Muss ich nicht haben, danke.

Es ist aber erst halb 11, da kann man noch nicht Sushi essen gehen.

Immerhin hat mein vieles Sudern endlich Gehör gefunden und ich werde zu einem Latte eingeladen. Ich sürze ihn quasi hinunter und dann ist es soweit.

Ich. Muss. Einkaufen. Gehen. Zum Merkur. Ehrlich, ich habe wirklich nicht's gegen's shoppen, das mach ich schon mal gerne und mit Begeisterung, so wie vorgestern mit der Erbslichen, aber einkaufen? Lebensmittel? Mir gruselts.

Zu meiner Stimmung passend beginnt es zu regnen, als wir aus dem Auto am Merkurparkplatz aussteigen. Ich habe "Come e triste Venezia" im Kopf und singe es vor mich hin.

Wir betreten den Merkur und instinktiv kralle ich mich schutzsuchend am Stepanekschen T-Shirt fest. Er findet es albern, dass eine Karrierefrau, wie ich von so einer profanen Aktivität total überfordert ist. Ich lasse das T-Shirt los, weil es mir schon ein bissal peinlich ist. Ich erhalte den Auftrag Tomaten zu besorgen. Nur wo?! Und Brot: Du meine Güte, die verlangen wirklich 3,30€ für 400g Brot? Wo sind wir hier?

Wir diskutieren das Wochenendmenü. Fisch und irgendwas mit Huhn. An der Selbstbedienungstheke finden wir keinen Fisch den meinen ökologischen Ansprüchen genügt, also gleitet mich der Stepanek zur Frisch-Fisch-Theke. Und dort darf ich ganz alleine bestellen. Und ich muss sagen, ich mache das souverän.  

Wir gehen zur Kasse und meine Stimmung hebt sich. Laut diskutiere ich mit Stepanek darüber, wie wir denn jetzt den Einkauf finanztechnisch aufteilen, da ich ja beim Ikea um 20 Euro mehr bezahlt habe als er, ich kenne also keine Hemmungen mehr. Die Kassiererin ist so gut gelaunt wie alle Kassiererinnen hier in der Gegend, also gar nicht. Sie grüßt nicht, sie bellt uns nur die Summe entgegen. Dafür hat sie ein Piercing und ich nicht.

Juhu, heraus aus dem Laden! Das Leben ist schööööön, ich könnte die Welt umarmen.

Daheim mache ich mich gleich daran, die Lebensmittel zu verstauen, reinige nebenbei auch noch gleich den Kühlschrank und verkrieche mich brütend mit den neuen Vorhängen ins Wohnzimmer um diese zu kürzen. Der Stepanek montiert inzwischen die Vorhangstange (es lebe die Rollenverteilung).

Vorhang in seiner ursprünglichen Länge aufgehängt.

Abgemessen wie lange der sein muß und am Vorhang markiert.
 
Vorhang seitlich eingeschnitten und einen Faden als Markierung herausgzogen. Im Fadenverlauf abgeschnitten. Das selbe mit dem anderen Teil.

Sicherheitshalber schau ich mal nach, ob das eh gerade ist.

Erkenntnis: Den Ikeanäherinnen scheint es wohl total egal zu sein, ob etwas im Fadenverlauf ist oder nicht, das wird einfach irgendwie geschnitten. Mit dem Effekt, dass jetzt ein Ende des Vorhangs bis auf den Boden reicht und die andere Seite desselben Teils 15 cm über dem Boden baumelt. Großartig.
Wirklich großartig.

Also Vorhang so gekürzt, dass er gerade ist, wenn er hängt, und aus dem abgeschnittenen Rest ein Unterteil gebastelt. Und dieses Unterteil dann an den Oberteil angenäht. Damit es aber nicht so blöd ausschaut, bastel ich einfach noch eine Paspel hinein.

Der Braune ging leichter, der war mehr gerade.

Ja, also der langer Rede kurzer Sinn, es schaut jetzt auch in meinem Schlafzimmer so aus, als würde ich bei Ikea wohnen:





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