Samstag, 8. September 2012

Mauthausen Außenlager Begleitungen


Das Konzentrationslager Mauthausen war nicht nur an einem Ort in Oberösterreich – das KZ Mauthausen war mit seinen Außenlagern in nahezu ganz Österreich präsent. Das Mauthausen Komitee Österreich bietet erstmals nun auch Begleitungen zu diesen Außenlagern an – für Schulen, aber auch für Jugendgruppen. Meine Schwestern, eine Freundin und ich haben eine Begleitung im ehemaligen KZ-Hinterbrühl miterlebt.


Unscheinbar und doch nicht zu übersehen steht an der Einfahrt in die Hinterbrühl ein hölzernes Hinweisschild „KZ-Gedenkstätte“. Dort treffen wir uns mit unserem Guide Stephan an einem wunderschönen, sonnigen Tag Ende April. Er hat seine beiden Kinder mitgebracht, die schon am Platz spielen, während wir uns noch umsehen. Groß ist die Gedenkstätte ja nicht und besonders gepflegt sieht sie auch nicht aus, stellen wir fest. 

Stephan erzählt uns zuerst über das System Konzentrationslager. Wir erfahren, dass es zunächst nur ein Konzentrationslager der Kategorie 3 – „Vernichtung durch Arbeit“ – gab und das war Mauthausen. Samt all seiner mehr als 40 Unterlager und deren Subkommandos wie Hinterbrühl. Die Hinterbrühler Häftlinge mussten täglich in der Seegrotte, die als unterirdische Fabrik für den Flugzeugbau genutzt wurde, schwerste körperliche Arbeit leisten. Zur „Arbeit“ gingen sie zu Fuß und erreichten über den Förderschacht und einen vertikalen Abstieg ihren „Arbeitsplatz“. 


Wie das Lager selbst aussah, welche Ausdehnung es hatte, weiß man heute nicht mehr genau. Mit Sicherheit war es aber wesentlich größer als das heutige ca. 1000 m² große Grundstück der Gedenkstätte, da bis zu 1.800 Menschen hier gefangen gehalten wurden. Wir versuchen uns an diesem wunderschönen Nachmittag vorzustellen, welche Leiden die Häftlinge erlebt haben müssen. Alle Nachbargrundstücke sind bebaut. Links und rechts und oben. Überall schicke Einfamilienhäuser inklusive Familienidyll mit Pool. Fragen drängen sich uns auf: Wie gehen die Menschen, die dort leben damit um? Wie würde ich damit umgehen an einem solchen Platz zu leben? Ist dieser grausame Teil der Geschichte Thema im Ort? 
Offenbar war es lange Zeit gar kein Thema, denn die Installation dieses Platzes der Erinnerung und des Gedenkens geht auf eine Schulklasse aus Baden zurück, die mit ihrem engagierten Geschichtslehrer Mitte der 1980er Jahre den Anstoß zur Errichtung der Gedenkstätte gab. Es ist  dem Engagement des verstorbenen Hinterbrühler Pfarrers Franz Jantsch zu verdanken, dass es diesen Platz der Erinnerung überhaupt gibt.  Wir fragen uns, wie es denn sein kann, dass sich anscheinend niemand wirklich um diesen Platz kümmert. Unser Guide Stephan fragt uns, wie wir den Platz wahrnehmen. „Verwahrlost“ „ungepflegt“ „christlich inspiriert“ sind nur einige Gedanken, die uns in den Sinn kommen. Erschütternd zusammengewürfelt wirkt es ohne Erklärung. 

Vier Holzkreuze, zwei Gedenktafeln, ein vertrockneter Rosenbund davor, zwei Grabkerzen, ein Holzmarterl, ein spitzer Stein. 






Das was wir für eine zufällig dort abgestellte Viehtränke halten, war das „Badezimmer“ der Gefangenen. 


Eine einfache, graue, kreisrund betonierte Waschstelle, an der es in den Baracken kaltes Wasser zur Körperpflege gab. Wir stehen im Kreis um diese Waschstelle. Wie es die Häftlinge damals es wahrscheinlich auch taten und wir können doch nicht ihre Gedanken und Gefühle, ihre Ängste und Hoffnungen auch nur ansatzweise nachvollziehen. Aber wir können versuchen hinzuhören, zu lauschen was uns die Geschichte in all ihren Einzelschicksalen lehrt. Wir können versuchen zu verstehen. Wir können vorleben. Uns bewusst werden. Etwas tun. Wir können uns und andere daran erinnern und nicht vergessen.
Auf der Gedenkstätte liegen 2 riesige Steine.



Es sind Felsen im Fluss des Vergessens, die nicht weggeschwemmt werden können.

(Dieser Artikel ist in leicht gekürzter Version in der Sommerausgabe 2012 der PPÖ Briefs erschienen)
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Info:
Begleitung Außenlager für Jugendgruppen und Schulen (kostenlos):
Nach der Anmeldung erhaltet Ihr einen persönlichen Zugang auf www.mkoe.at mit vielen Methodenangeboten zur Vor- und Nachbereitung, das Mauthausen Komitee Österreich bietet aber auch die Vor- und Nachbereitung an. Für einen Besuch eines solchen Ortes von Jugendlichen sollten diese unbedingt durchgeführt werden!

1 Kommentar:

  1. Während ich Deinen Eintrag gelesen habe, lief mir die ganze Zeit eine Gänsehaut hoch und runter, und erinnerte mich an meinen Besuch im KZ Buchenwald als ich 14 Jahre alt war ... einen Besuch den ich wohl nie vergessen werde ...
    Vielen Dank für Deine Gedanken
    Michaela

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