Freitag, 25. Januar 2013

Was die NÖGKK unter unbürokratisch versteht...


Sie müssen keine weiten Strecken zurücklegen, um zu uns zu kommen. In unseren Kundendienststellen kümmern sich Kundenberaterinnen und Kundenberater rasch und unbürokratisch um Ihre Angelegenheiten - denn Kundennähe und Service stehen bei uns an erster Stelle.“ So steht es auf der Homepage der Niederösterreichischen Gebietskrankenkasse zu lesen. Ich behaupte: weder Kundennähe und Service steht an erster Stelle der NÖGKK sondern einzig und alleine die Schikane von Beitragszahlern. 

Wie ist es sonst zu erklären, dass die NÖGKK „Servicestellen" kein „Kunde“ direkt anrufen kann, nur über die zentrale Vermittlungsnummer erreicht man die Stelle die man sprechen möchte. Erhält man Anrufe der NÖGKK so wird die Nummer unterdrückt.  Da könnte doch ein mündiger Beitragszahler sonst zurückrufen, wie z.B. in der Steiermark, wo jeder seine Zuständige Außenstellen selbst anrufen kann. Damit könnte ich ja noch leben, dass die NÖGKK mich offenbar verarschen will, damit wahrlich nicht. 

Aber um am Anfang zu beginnen:  Mittwoch, auf dem Weg zur Arbeit bin ich in meinem Heimatort am Zebrastreifen ausgerutscht und habe mir mein Sprunggelenk verletzt. Tapfer bin ich noch mit meinem Auto 37km zur Arbeit gefahren und habe dort aber festgestellt, dass mein Knöchel doch sehr angeschwollen ist. Arztbesuch, Überweisung ins Krankenhaus, Röntgen, Untersuchung und dann Gips. In einer Woche soll ich wiederkommen, dann sehen wir weiter. Die überweisende Ärztin angerufen, ihr das mitgeteilt und dann eben Krankenstand. Mit der Rettung heimgebracht worden und versucht, den Alltag auf zwei Krücken zu organisieren.

Es begibt sich nun aber, dass ich übers Wochenende das wunderschöne Niederösterreich Richtung Oberösterreich zu einem Elternbesuch verlassen möchte und da ich mich in diesen Dingen nicht auskenne, rufe ich –na klar - beim Servicecenter an – dieses zentrale Nummer eben. Dort erklärt mir eine wirklich nette Dame, dass ich zum Arzt gehen muss, dieser einen „Antrag auf Domizilwechsel“ stellen muss, ich diesen Antrag der zuständigen Außenstelle der NÖGKK mit dem Hinweis senden soll, dass es dringend ist, dass sie mich anrufen sollen, weil ich ja schon dieses Wochenende weg will. In der Steiermark ist alles was man meines Wissens nach dafür tun muss, bei seiner zuständigen Außenstelle anzurufen und die sagen dann ja oder nein. Soweit so gut, Niederösterreich ist anders, ich erledige alles am Donnerstag, formuliere noch ein nettes Mail und schicke den ganzen Kram per Email an die „Servicestelle“.

Freitagmorgen 7:00: Unbekannte Nummer ruft an.  Gut, ich gebe zu, ich habe noch geschlafen, aber ich bin ja auch im Krankenstand. Eine durchaus als unfreundlich zu bezeichnende weibliche Stimme teilt mir mit, dass bei meinem Antrag die zweite Seite fehlt. Ich erkläre, der Arzt hätte mir das Formular so gegeben (kann man ja auch nicht auf der Homepage runterladen). Das nützt mir aber nichts, ich müsse mit meiner Krankmeldung bei der „Servicestelle“ vorbekommen.  Ich erkläre, dass ich diese noch gar nicht hätte, weil ich mich ja telefonisch beim Arzt krankgemeldet habe. Sie bellt mich an, dass das schon mal überhaupt nicht geht, denn man kann sich beim Arzt nicht telefonisch krank melden. Hätte ich die Rettung bitten sollen, mich noch kurz beim vom Krankenhaus 15km entfernten Arzt vorbeizufahren, bevor sie mich und meinen Gips bis zum Knie dann wieder 37km in die andere Richtung nach Hause fahren? Ernsthaft? Gut, dann soll ich also die Ambulanzkarte mitbringen. Aber anzutanzen hätte ich. 

Um  7:30, ich bin mittlerweile halbwegs munter und habe den ersten Kaffee intus denke ich mir als unbedarfte Höchstbeitragszahlerin also: Nun ja, wenn da nur die 2. Seite fehlt, dann könnten die mir das doch einfach per Email schicken, ich füll das aus und maile es ihnen gemeinsam mit der Ambulanzkarte zurück. Kann doch nicht so schwierig sein, die von der zentralen Telefonnummer sagte ja auch, dass das alles auch per Email geht. Ich rufe also bei der zentralen Telefonnummer an, werde an die zuständige Person in meiner zuständigen NÖGKK Stelle weiterverbunden. Versuche lieb und nett anzufragen: „ Könnten sie mir…“ Werde aber jäh mit einem kategorischen „Nein“ unterbrochen. „Aha und warum nicht?“ „weil der Kontrollarzt das bestätigen muss“.  Ich muss also wirklich hinfahren. Draußen schneit es schon seit morgens – jeder der schon mal mit Krücken unterwegs war, weiß dass das wahrlich kein Spaß ist. 

09:30 Ankunft NÖGKK Mödling. Ich kämpfe mich ins Servicecenter. Stelle mich artig an, frage, wo ich hin muss: „Das macht der Kontrollarzt, die Stiegen runter und dann links“ „Wie? Die Stiegen runter?“ „Die Stiegen runter und dann links“ Erst auf mein Nachfragen, ob das ihr Ernst ist, teilt die Dame mir mit, dass es einen Lift gibt. 

Im Kellergeschoss: Hier residiert also der Mann, der über meine Wochenendgestaltung entscheidet. Eine Anmeldung gibt es hier nicht. Lediglich etliche Hinweisschilder: „Ihre Unterlagen werden laufend persönlich entgegen genommen.“ „Bitte nicht klopfen! Danke für ihr Verständnis.“ „Bitte aus hygienischen Gründen das Händeschütteln vermeiden.“ Das „Bitte nicht eintreten Schild leuchtet ohne Unterbrechung.  Ja, da komme ich mir doch gleich wie ein sehr willkommener Kunde vor. Ab und an kommt eine Dame aus einer der drei, vom Warteraum aus nicht zu öffnenden Türen heraus und sammelt im Haufen an Menschen der sich vor einer gelben Linie gebildet hat alle Zettel ein. Netterweise gibt ein Mann meine Zettel mit ab, damit ich nicht durch den Raum hüpfen muss und es mir erspart bleibt, im Gerangel um die besten Abgabeplätze mitzumachen. 

Die Dame erinnert sich offensichtlich an meinen Namen, denn sie sagt zu mir: „da bringe ich gleich die zweite Seite heraus“. Ich bin schon mächtig gespannt, was denn auf dieser ominösen zweiten Seite, die beim Formular meines Arztes nicht vorhanden ist, wichtiges draufstehen würde was meinen Vormittagsausflug rechtfertigen wird. Während ich warte habe ich Zeit ein Plakat zu studieren, das mich über meine Pflichten im Krankenstand aufklärt. Bei einem Ortswechsel innerhalb von Niederösterreich muss ich das der NÖGKK lediglich melden, entferne ich mich aus NÖ, muss die GKK das genehmigen.  Das muss mir mal jemand erklären, oder ist die Gesundheitsversorgung in anderen Bundesländern so viel schlechter? Kann ich also mit meinem Gipsbein locker flockig, sagen wir eine Woche Thermenurlaub in Linsberg verbringen, meine Eltern zu besuchen, muss ich mir aber genehmigen lassen. Ernsthaft?

Zurück zu meiner vermissten zweiten Seite des Antrags. Es dauert ewig bis meine Neugier gestillt wird und doch bin ich etwas fassungslos: auf der zweiten Seite muss ich eintragen: Datum und Unterschrift. Na bumm, das war’s oder wie? Ich rede mir ein: Aber immerhin sagte die Dame, der Kontrollarzt muss den Domizilwechsel eintragen. Wahrscheinlich will er mich sehen, ob ich eine Tachiniererin bin, mir zum Spaß einen Gips verpassen lasse nur um die Sozialversicherung auszunutzen und dann auf Kosten anderer Beitragszahler mir einen schönen Lenz mache. Vielleicht tue ich der NÖGKK aber auch Unrecht und sie ist einfach nur sehr fürsorglich und will meiner Gesundheit zuliebe schauen, ob ich die 2,5 stündige Autofahrt wohl überstehen werde. Ich warte also weiter.  

Es dauert. Irgendwann kommt die Dame wieder durch eine der Türen und gibt mir meine Ambulanzkarte zurück. Auf der steht mit grünem Stift geschrieben: „Domizilwechsel 25.01-27.01 bew.“ Wie, das war’s jetzt? Im Ernst? Dafür tut mir jetzt alles weh vom vielen Herumhüpfen im Schnee? Dafür zahl ich das Taxi hin und zurück? Das wär ehrlich nicht per Email gegangen?

Ich kriege auch noch einen zweiten Zettel mit. Darauf steht, dass ich mich kommenden Mittwoch gefälligst wieder auf der GKK einzufinden habe: Für meine Arbeitsunfähigkeit liegt noch keine Gesundmeldung vor...  

2 Kommentare:

  1. Sprachlos bin - ich dache wir Deutschen sind Meister der Bürokratie ;-)

    Gute Besserung.

    Liebe Grüße

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  2. Ist ja echt nicht zu fassen!!! Das du da noch so ruhig bleiben kannst... ich wär wahrscheinlich komplett ausgezuckt...
    Aber wusste nicht das die Steirer hier besser sind. Naja zum Glück musste ich das noch nie so wirklich austesten!!
    Wünsche dir auf jeden Fall noch gute Besserung!!!

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