„Sie
müssen keine weiten Strecken zurücklegen, um zu uns zu kommen. In unseren
Kundendienststellen kümmern sich Kundenberaterinnen und Kundenberater rasch und
unbürokratisch um Ihre Angelegenheiten - denn Kundennähe und Service stehen bei
uns an erster Stelle.“ So steht es auf der Homepage der Niederösterreichischen
Gebietskrankenkasse zu lesen. Ich behaupte: weder Kundennähe und Service steht
an erster Stelle der NÖGKK sondern einzig und alleine die Schikane von
Beitragszahlern.
Wie ist es sonst zu erklären, dass die NÖGKK „Servicestellen"
kein „Kunde“ direkt anrufen kann, nur über die zentrale Vermittlungsnummer
erreicht man die Stelle die man sprechen möchte. Erhält man Anrufe der NÖGKK so
wird die Nummer unterdrückt. Da könnte
doch ein mündiger Beitragszahler sonst zurückrufen, wie z.B. in der Steiermark,
wo jeder seine Zuständige Außenstellen selbst anrufen kann. Damit könnte ich ja
noch leben, dass die NÖGKK mich offenbar verarschen will, damit wahrlich nicht.
Aber um am Anfang zu beginnen: Mittwoch, auf dem Weg zur Arbeit bin ich in
meinem Heimatort am Zebrastreifen ausgerutscht und habe mir mein Sprunggelenk
verletzt. Tapfer bin ich noch mit meinem Auto 37km zur Arbeit gefahren und habe
dort aber festgestellt, dass mein Knöchel doch sehr angeschwollen ist.
Arztbesuch, Überweisung ins Krankenhaus, Röntgen, Untersuchung und dann Gips. In
einer Woche soll ich wiederkommen, dann sehen wir weiter. Die überweisende
Ärztin angerufen, ihr das mitgeteilt und dann eben Krankenstand. Mit der
Rettung heimgebracht worden und versucht, den Alltag auf zwei Krücken zu
organisieren.
Es begibt sich nun aber, dass ich übers Wochenende das
wunderschöne Niederösterreich Richtung Oberösterreich zu einem Elternbesuch
verlassen möchte und da ich mich in diesen Dingen nicht auskenne, rufe ich –na klar
- beim Servicecenter an – dieses zentrale Nummer eben. Dort erklärt mir eine
wirklich nette Dame, dass ich zum Arzt gehen muss, dieser einen „Antrag auf
Domizilwechsel“ stellen muss, ich diesen Antrag der zuständigen Außenstelle der
NÖGKK mit dem Hinweis senden soll, dass es dringend ist, dass sie mich anrufen sollen,
weil ich ja schon dieses Wochenende weg will. In der Steiermark ist alles was
man meines Wissens nach dafür tun muss, bei seiner zuständigen Außenstelle
anzurufen und die sagen dann ja oder nein. Soweit so gut, Niederösterreich ist
anders, ich erledige alles am Donnerstag, formuliere noch ein nettes Mail und schicke
den ganzen Kram per Email an die „Servicestelle“.
Freitagmorgen 7:00: Unbekannte Nummer ruft an. Gut, ich gebe zu, ich habe noch geschlafen,
aber ich bin ja auch im Krankenstand. Eine durchaus als unfreundlich zu
bezeichnende weibliche Stimme teilt mir mit, dass bei meinem Antrag die zweite
Seite fehlt. Ich erkläre, der Arzt hätte mir das Formular so gegeben (kann man
ja auch nicht auf der Homepage runterladen). Das nützt mir aber nichts, ich
müsse mit meiner Krankmeldung bei der „Servicestelle“ vorbekommen. Ich erkläre, dass ich diese noch gar nicht
hätte, weil ich mich ja telefonisch beim Arzt krankgemeldet habe. Sie bellt
mich an, dass das schon mal überhaupt nicht geht, denn man kann sich beim Arzt
nicht telefonisch krank melden. Hätte ich die Rettung bitten sollen, mich noch
kurz beim vom Krankenhaus 15km entfernten Arzt vorbeizufahren, bevor sie mich
und meinen Gips bis zum Knie dann wieder 37km in die andere Richtung nach Hause
fahren? Ernsthaft? Gut, dann soll ich also die Ambulanzkarte mitbringen. Aber
anzutanzen hätte ich.
Um 7:30, ich bin
mittlerweile halbwegs munter und habe den ersten Kaffee intus denke ich mir als
unbedarfte Höchstbeitragszahlerin also: Nun ja, wenn da nur die 2. Seite fehlt,
dann könnten die mir das doch einfach per Email schicken, ich füll das aus und maile
es ihnen gemeinsam mit der Ambulanzkarte zurück. Kann doch nicht so schwierig
sein, die von der zentralen Telefonnummer sagte ja auch, dass das alles auch
per Email geht. Ich rufe also bei der zentralen Telefonnummer an, werde an die
zuständige Person in meiner zuständigen NÖGKK Stelle weiterverbunden. Versuche
lieb und nett anzufragen: „ Könnten sie mir…“ Werde aber jäh mit einem
kategorischen „Nein“ unterbrochen. „Aha und warum nicht?“ „weil der
Kontrollarzt das bestätigen muss“. Ich
muss also wirklich hinfahren. Draußen schneit es schon seit morgens – jeder der
schon mal mit Krücken unterwegs war, weiß dass das wahrlich kein Spaß ist.
09:30 Ankunft NÖGKK Mödling. Ich kämpfe mich ins
Servicecenter. Stelle mich artig an, frage, wo ich hin muss: „Das macht der
Kontrollarzt, die Stiegen runter und dann links“ „Wie? Die Stiegen runter?“ „Die
Stiegen runter und dann links“ Erst auf mein Nachfragen, ob das ihr Ernst ist,
teilt die Dame mir mit, dass es einen Lift gibt.
Im Kellergeschoss: Hier residiert also der Mann, der über
meine Wochenendgestaltung entscheidet. Eine Anmeldung gibt es hier nicht.
Lediglich etliche Hinweisschilder: „Ihre Unterlagen werden laufend persönlich
entgegen genommen.“ „Bitte nicht klopfen! Danke für ihr Verständnis.“ „Bitte
aus hygienischen Gründen das Händeschütteln vermeiden.“ Das „Bitte nicht
eintreten“ Schild leuchtet ohne Unterbrechung.
Ja, da komme ich mir doch gleich wie ein
sehr willkommener Kunde vor. Ab und an kommt eine Dame aus einer der drei, vom
Warteraum aus nicht zu öffnenden Türen heraus und sammelt im Haufen an Menschen
der sich vor einer gelben Linie gebildet hat alle Zettel ein. Netterweise gibt
ein Mann meine Zettel mit ab, damit ich nicht durch den Raum hüpfen muss und es
mir erspart bleibt, im Gerangel um die besten Abgabeplätze mitzumachen.
Die Dame erinnert sich offensichtlich an meinen Namen, denn
sie sagt zu mir: „da bringe ich gleich die zweite Seite heraus“. Ich bin schon
mächtig gespannt, was denn auf dieser ominösen zweiten Seite, die beim Formular
meines Arztes nicht vorhanden ist, wichtiges draufstehen würde was meinen
Vormittagsausflug rechtfertigen wird. Während ich warte habe ich Zeit ein
Plakat zu studieren, das mich über meine Pflichten im Krankenstand aufklärt.
Bei einem Ortswechsel innerhalb von Niederösterreich muss ich das der NÖGKK lediglich
melden, entferne ich mich aus NÖ, muss die GKK das genehmigen. Das muss mir mal jemand erklären, oder ist die
Gesundheitsversorgung in anderen Bundesländern so viel schlechter? Kann ich
also mit meinem Gipsbein locker flockig, sagen wir eine Woche Thermenurlaub in
Linsberg verbringen, meine Eltern zu besuchen, muss ich mir aber genehmigen
lassen. Ernsthaft?
Zurück zu meiner vermissten zweiten Seite des Antrags. Es
dauert ewig bis meine Neugier gestillt wird und doch bin ich etwas fassungslos:
auf der zweiten Seite muss ich eintragen: Datum und Unterschrift. Na bumm, das
war’s oder wie? Ich rede mir ein: Aber immerhin sagte die Dame, der
Kontrollarzt muss den Domizilwechsel eintragen. Wahrscheinlich will er mich
sehen, ob ich eine Tachiniererin bin, mir zum Spaß einen Gips verpassen lasse
nur um die Sozialversicherung auszunutzen und dann auf Kosten anderer
Beitragszahler mir einen schönen Lenz mache. Vielleicht tue ich der NÖGKK aber
auch Unrecht und sie ist einfach nur sehr fürsorglich und will meiner
Gesundheit zuliebe schauen, ob ich die 2,5 stündige Autofahrt wohl überstehen
werde. Ich warte also weiter.
Es dauert. Irgendwann kommt die Dame wieder durch eine der
Türen und gibt mir meine Ambulanzkarte zurück. Auf der steht mit grünem Stift
geschrieben: „Domizilwechsel 25.01-27.01 bew.“ Wie, das war’s jetzt? Im Ernst? Dafür
tut mir jetzt alles weh vom vielen Herumhüpfen im Schnee? Dafür zahl ich das
Taxi hin und zurück? Das wär ehrlich nicht per Email gegangen?
Sprachlos bin - ich dache wir Deutschen sind Meister der Bürokratie ;-)
AntwortenLöschenGute Besserung.
Liebe Grüße
Ist ja echt nicht zu fassen!!! Das du da noch so ruhig bleiben kannst... ich wär wahrscheinlich komplett ausgezuckt...
AntwortenLöschenAber wusste nicht das die Steirer hier besser sind. Naja zum Glück musste ich das noch nie so wirklich austesten!!
Wünsche dir auf jeden Fall noch gute Besserung!!!